Während der Jagd in einem ausgedehnten Urwald hat sich der Polanen-Fürst Mieszko zu weit von seinen Gefährten entfernt und wurde von Räubern überfallen. Geprügelt, beraubt und mit Gift im Mund wäre er gewiss verendet. Aber da erschien ihm der hl. Adalbert, der mit seinem Bischofsstab an den Felsen klopfte, worauf hin eine Quelle entsprang. Mieszko trank von dem Wasser und errang im Nu neue Kraft. An der Stelle dieses Ereignisses fand er ebenfalls das Gewaff eines Wildschweins. Als Dank für die Rettung ließ Mieszko eine Holzkirche erbauen und eine Siedlung gründen. Die Kirche weihte er dem hl. Adalbert. Die Siedlung wurde als Andenken an die Wildschweinzähne Kiełce (kieł – Eckzahn) - heute Kielce genannt. Der Flussname Silnica knüpft hingegen etymologisch an die neu errungene Kraft an. Soweit die Legende von der Stadtgründung.
Historisch gesehen haben archäologische Untersuchungen eindeutig das Bestehen einer Siedlung an der Silnica im 9. Jh. bestätigt. Die älteste Nennung einer Marktsiedlung datiert ins Jahr 1084, als ebenfalls die erste Kirche unter dem Weihnamen St. Adalbert entstanden ist. An der Wende zum 12. Jh. gehörten Kielce und die Liegenschaften von Łysogóra den Krakauer Bischöfen.
Das Stadtrecht erhielt die Siedlung vermutlich im Jahre 1295. Andere Quellen geben 1360 an und erwähnen in diesem Zusammenhang den Bischof Bodzanta. Unbestrittene Tatsache ist, dass Kielce 1493 von Kardinal Fryderyk Jagiellończyk ein Wappen mit goldener Krone und den Buchstaben CK (Civitas Kielcensis) auf rotem Feld erhalten hat. Im 14. Jh. wird mit dem massenhaften Abbau von Eisenerz begonnen. In Stadtnähe entstehen zahlreiche Schmieden, Hammerwerke und Eisenhütten. Auch das Handwerk entwickelt sich. Die Bevölkerung nimmt zu, und Kielce wird immer größer. Rathaus, Schule, Badehaus und ein Gasthof für die Gäste der Stadt entstehen. Wochen- und Jahrmärkte werden abgehalten. Infolge des Nordischen Kriegs und der allgemeinen Wirtschaftskrise erlebt Kielce eine nahezu 100 Jahre währende Stagnation. Der Versuch des Bischofs, die Stadt aus der Lethargie zu wecken, bleibt erfolglos. Auf Beschuss des sog. Vierjährigen Sejms im Jahre 1789 werden Kielce und die gesamten Bischofsgüter Staatseigentum.
1805 gründet Papst Pius VII. die Diözese Kielce. 1816 war ein besonders wichtiges Jahr für die Stadt, denn seinerzeit avancierte sie zum Verwaltungszentrum des Königreichs Polen. Diesen Aufstieg hatte Kielce u.a. auch der hiesigen Bergbau- und Hüttenindustrie zu verdanken. Auf Initiative von Stanisław Staszic wurde 1816 die Bergbau-Hauptdirektion berufen, bei der die Bergbau-Akademie ihre Pforten öffnete. Dabei handelte es sich um die erste technische Hochschule in Polen. Die Stadt erlebte eine erneute Blütezeit; Immer mehr Wohnungen und öffentliche Gebäude entstanden, die Straßen wurden gepflastert, die Kanalisation verbessert sowie Grünanlagen und Parks angelegt. 1867 wurde Kielce zur Hauptstadt des Gouvernements ernannt. Neue Industrieinvestitionen entstanden wie u.a. die Kalköfen Kadzielnia, Wietrznia und Międzygórze.
Eine Bahnstrecke wurde in Betrieb genommen, die Iwanogród (heute Dęblin) mit dem Dombrowaer Kohlenbecken verband. Ein für die Stadt wichtiges Ereignis war der Einmarsch und der Aufenthalt der I. Kaderkompanie mit Józef Piłsudski an der Spitze in Kielce im August und September 1914. In den Zwischenkriegsjahren festigte sich die Bedeutung der Stadt als Verwaltungszentrum einer großen Woiwodschaft. Der 2. Weltkrieg war gekennzeichnet vom erbarmungslosen Terror der Nazis. Festnahmen, Hinrichtungen und Razzien gehörten in Kielce zum Alltag. In den Gefängnissen der Stadt waren seinerzeit etwa 16 000 Menschen inhaftiert. Im Kielcer Getto, das von 1940 bis 1942 bestand, fanden 25 000 Juden den Tod. Die Kielcer Einwohner engagierten sich aktiv beim Widerstand gegen die Besatzer. Vor allem im Verband des Bewaffneten Kampfes der Heimatarmee, in den Nationalen Streitkräften und in der Volksgarde.
Ein schmählicher Abschnitt in der Kielcer Stadtgeschichte war der sog. Pogrom von Kielce am 4. Juli 1946. Zu Ehren all jener Juden, die damals den Tod fanden, wird jedes Jahr ein Gedenkmarsch veranstaltet, der alle Menschen guten Willens vereint.
Palast der Krakauer Bischöfe:
Stiftung von Bischof Jakub Zadzik aus der 1. Hälfte des 17. Jh. Das Hauptgebäude des auf dem Schlossberg thronenden frühbarocken Palasts entstand auf fast quadratischem Grundriss. Die Arkadenfassade des Bauwerks zieren drei steinerne Wappen – Korab (des Bischofs Zadzik), der Polnische Adler aus der Wasa-Zeit und die drei Kronen des Krakauer Domkapitels. Den Palast flanken zwei Türme mit schlanken Helmen. Im Jahre 2003 wurde an der Hofseite ein italienischer Garten angelegt – eine Rekonstruktion der Gartenanlage aus dem 17. und 18. Jh. Im Palast ist heute das Nationalmuseum untergebracht.
Kathedrale Mariä Himmelfahrt:
Eines der wertvollsten Baudenkmäler der Stadt. Das barocke Gotteshaus steht auf dem Schlosshügel gegenüber dem Bischofspalast und hat noch viele romanische Details vorzuzeigen. Die erste romanische Kirche ist an dieser Stelle 1171 entstanden. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde sie mehrmals umgebaut - das letzte Mal im 19. Jh. In dieser Gestalt präsentiert sie sich heute. Ihre Ausstattung stammt aus dem 18. Jh., wobei die Wandmalereien ins 19. Jh. datieren und von Schülern des namhaften polnischen Historienmalers, Jan Matejko, erstellt worden sind. Der Barockaltar (18. Jh.) ist das Werk von Antoni Frąckiewicz.
Stanisław-Staszic-Stadtpark:
Eine der ältesten und schönsten Parkanlagen Polens. Nimmt über 7 ha im Herzen der Stadt ein und ist in den 30er-Jahren des 19. Jh. entstanden. Im Westabschnitt des Parks befindet sich ein Teich mit einem Springbrunnen in der Mitte, der sich durch Zierdüsen in Fischgestalt kennzeichnet. Außer den gepflegten Grünanlagen entzücken im Park ebenfalls Barockskulpturen und Steinvasen, die aus dem Klostergarten in Jędrzejów stammen sowie mehrere Denkmäler wie u.a. das Stanisław-Staszic- und das Stefan-Żeromski-Denkmal sowie ein Standbild des hl. Johannes Nepomuk.
Spielzeugmuseum:
Von so einem Museumsbesuch werden vor allem die jüngsten Touristen begeistert sein. Immerhin handelt es sich um die größte einschlägige Ausstellung in Polen. Das Museum wurde Ende der 1970er-Jahre auf nahezu 700 m2 gegründet und präsentiert mehrere Tausend Stück verschiedenartiges Spielzeug. Zu den wertvollsten Exponaten gehören u.a. eine deutsche Wachspuppe aus dem 18. Jh., Porzellankopfpuppen in Kleidung aus der Wende zum 20. Jh., Bleisoldaten aus dem 19. Jh. sowie Puppenhäuser und -möbel. Außer historischen Spielsachen kann man im Museum ebenfalls volkstümliches und zeitgenössisches Spielzeug bestaunen.
Naturschutzgebiet Kadzielnia:
Ein kleines Schutzgebiet der unbelebten Natur von 0,6 ha Fläche im Zentrum von Kielce. Den höchsten Punkt des Reservats bildet der sog. Geologenfelsen (Skałka Geologów) in der Mitte des 1962 stillgelegten Steinbruchs Kadzielnia. Im Kalkgestein aus dem Devon ist viel Interessantes aus der geologischen Vergangenheit zu sehen wie Fossilien (u.a. Korallentiere, Armfüßer, Fische und Kopffüßer), mineralisierte Calcit-Eisenerzadern sowie Karstformationen und tektonische Erscheinungen. Im Südabschnitt des Steinbruchs ist heute eines der schönsten Amphitheater Polens zu bewundern. Auf seiner Bühne finden jedes Jahr vielfältige landesweit bekannte Musikereignisse und Festivals statt.
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